Gedicht
Jan Wagner
THE ÉTUDES
forgive me, maestra, but i hated youand your piano, the carpet-smoth-
ered wednesday afternoons, the row
of yellowing nag’s teeth,
the instrument baring its keys, reluctant
to enter the house where the ivy’s
musical score was let grow rampant
all over the drain pipes, the crown glass
inserts of the door appeared
to refract and pool the light, then blurred
as something large rose through the well-shaft
of the stairs and you, madame, surfaced,
peered down on me, impeccable and stern
as a fugue, relented and admitted me
who held the boogie woogie
for beginners under my arm.
how well i understand your short
temper today, the scales, the chords
long since died away – in a flash
it all returns to me whenever i chance
upon the ghost of your perfume,
heavy as a last act, in bus or supermarket,
the tick-tick of the metronome,
merciless in its oaken casket
from which a thin cadaverous finger
emerged, the pendulum clock,
the photos on the wall behind the black-
lacquered monster; you heard something
inside it i could not understand, the two-four,
three-six time etudes, the shimmer-
ing lamp of tea on the table and i still am
not sure is it schubert or schumann.
DIE ETÜDEN
DIE ETÜDEN
vergeben sie mir, maestra, aberich haßte sie und ihr klavier,
die teppichdumpfen mittwochnachmittage,
die falben klepper-
zähne, die gebleckte tastatur,
zögernd vor einem haus,
an dem der efeu seine partitur
bis über alle rinnen wuchern ließ,
dem butzenglas der tür, wo sich das licht
brach, dann zu bündeln schien, zu schwimmen,
bis etwas großes durch den brunnenschacht
des hausflurs stieg, bis sie, madame, erschienen,
perfekt und streng wie eine fuge
auf mich hinuntersahen, sich erbarm-
ten und mir öffneten, den boogie woogie
für anfänger unterm arm.
wie gut ich heute ihre ungeduld
verstehen kann. die tonleitern, die längst
verklungenen akkorde – unvermittelt
kehrt alles wieder, wenn ich dem gespenst
ihres parfums, schwer wie ein letzter akt,
im bus oder im supermarkt
begegne: dieser unerbittliche takt
des metronoms mit seinem eichensarg,
aus dem ein dürrer totenfinger kam,
die pendeluhr, die fotos an der wand,
davor das schwarzlackierte ungetüm,
in dem sie etwas hören konnten, was ich nicht verstand,
all die zweiviertel- und dreisechstel-
etüden, jene schimmern-
de lampe tee auf dem tisch. und ich verwechsle
noch immer schubert und schumann.
From: Regentonnenvariationen
Publisher: Hanser Berlin Verlag, Berlin
Publisher: Hanser Berlin Verlag, Berlin
Gedichten
Gedichten van Jan Wagner
Close
DIE ETÜDEN
vergeben sie mir, maestra, aberich haßte sie und ihr klavier,
die teppichdumpfen mittwochnachmittage,
die falben klepper-
zähne, die gebleckte tastatur,
zögernd vor einem haus,
an dem der efeu seine partitur
bis über alle rinnen wuchern ließ,
dem butzenglas der tür, wo sich das licht
brach, dann zu bündeln schien, zu schwimmen,
bis etwas großes durch den brunnenschacht
des hausflurs stieg, bis sie, madame, erschienen,
perfekt und streng wie eine fuge
auf mich hinuntersahen, sich erbarm-
ten und mir öffneten, den boogie woogie
für anfänger unterm arm.
wie gut ich heute ihre ungeduld
verstehen kann. die tonleitern, die längst
verklungenen akkorde – unvermittelt
kehrt alles wieder, wenn ich dem gespenst
ihres parfums, schwer wie ein letzter akt,
im bus oder im supermarkt
begegne: dieser unerbittliche takt
des metronoms mit seinem eichensarg,
aus dem ein dürrer totenfinger kam,
die pendeluhr, die fotos an der wand,
davor das schwarzlackierte ungetüm,
in dem sie etwas hören konnten, was ich nicht verstand,
all die zweiviertel- und dreisechstel-
etüden, jene schimmern-
de lampe tee auf dem tisch. und ich verwechsle
noch immer schubert und schumann.
From: Regentonnenvariationen
THE ÉTUDES
forgive me, maestra, but i hated youand your piano, the carpet-smoth-
ered wednesday afternoons, the row
of yellowing nag’s teeth,
the instrument baring its keys, reluctant
to enter the house where the ivy’s
musical score was let grow rampant
all over the drain pipes, the crown glass
inserts of the door appeared
to refract and pool the light, then blurred
as something large rose through the well-shaft
of the stairs and you, madame, surfaced,
peered down on me, impeccable and stern
as a fugue, relented and admitted me
who held the boogie woogie
for beginners under my arm.
how well i understand your short
temper today, the scales, the chords
long since died away – in a flash
it all returns to me whenever i chance
upon the ghost of your perfume,
heavy as a last act, in bus or supermarket,
the tick-tick of the metronome,
merciless in its oaken casket
from which a thin cadaverous finger
emerged, the pendulum clock,
the photos on the wall behind the black-
lacquered monster; you heard something
inside it i could not understand, the two-four,
three-six time etudes, the shimmer-
ing lamp of tea on the table and i still am
not sure is it schubert or schumann.
Sponsors
Partners
LantarenVenster – Verhalenhuis Belvédère