Gedicht
Uwe Kolbe
Sofia: a Psalm
for Mirela IvanovaAnd always a dog lies very flat on the footpath.
And always a cat pads about on the second-floor sill.
And always heroes, saints and emperors posturing in the park.
And always the traffic, a murderous mob in an avalanche of metal,
and a trolleybus stops quite gently and says, do go on then.
And always the church here is higher and brighter than anywhere else in the land,
and a slim priest discusses with the young couple
the baptism of this child, and he teases it as if the water
is already wetting it and it shivers.
And always to the left, bursting with joyful message,
the angel bowing down,
And always to the right, not entirely unafraid,
the Virgin, robed in virtue.
And always the overflowing clutter of saints, of Sofia and of Christendom,
there can never be enough of them, and the Mother of God to the left
and the Son to the right.
And always they all look so severe, even this young saint
Ekaterina, androgynous and shining in her golden robe,
her face the most beautiful of all of them –
and wasn’t he lucky, the man who painted her?
And always these beautiful ones go away, just when I meet them,
rows of them cheerfully marching off to the Miss Europe contest,
off they go, and so do the strong, dark men, hundreds of thousands of them
out into the big wide world, to Leipzig and Paris and Canada,
sending back cash whenever they can.
And always I want to dance here with these beautiful ones,
and here with the One, but I’m always in transit;
and though I feel that old familiar urge
to put down roots in a foreign place,
nothing will come of it, I am too few.
And always I’m writing letters to Maria and Mirela
And Vesselina, Galja and Emilja,
And always with the dream that somehow we might one to the other
be a language.
Probably, if I may say it quietly, I’m in love with a woman
who walks out from her shop and bends to feed stray dogs
and feeds the ragged bum a few kind words.
And always the pretty sister has a sister
who’s an artist, while the pretty sister sings,
and learns Spanish, and her English is not so bad either.
Oh yes, she has too much to do on weekdays, she sighs;
. . . but luckily today is Saturday.
And always she talks, if I understand it correctly,
about all the fat women in Greece,
they go about with their noses in the air, but – look at me –
don’t you think Bulgarian women are prettier?
And always I say, hmmm, yes, that’s so, and while I’m saying this
I’m thinking, My God, she’s right, it all just bowls me over.
And always the sister of the sister has a boyfriend
from Krefeld, they’re away in the country right now,
And always she warns me about the Gypsy women, but once a day
I do the right thing with a few coins, ‘Bog’ will bless you,
says the old woman, nodding up to a distant slice of sky.
And always here, and not just in wakefulness but even in your dreams,
you have to watch out for the lunatics making left turns
And always men wait in cars by the roadside,
they’re waiting, it seems, for life to begin,
and the rich ones have a holiday home by the sea
or a little place up in the mountains,
and everyone sends their kiddies to the private schools,
and there are plenty of those around.
And always, sadly, the daughter’s a bit of a try-hard
and her mother, scrutinising the stranger,
lets herself be translated,
gracefully nodding as she takes it all in.
And always the telephone is close at hand,
for the sister it might be the prince who calls,
for those young bucks (let’s cross our fingers)
that ‘goljam’ business deal,
and for the mother, perhaps, at last, her son.
© Translation: 2003, Luke Davies
From: Unpublished
From: Unpublished
Sofia. Ein Psalm
Sofia. Ein Psalm
für Mirela IvanovaUnd immer liegt ein Hund sehr flach auf einem Gehweg.
Und immer geht da eine Katze auf dem Sims im zweiten Stock.
Und immer stehen Helden, Heilige und Weltenherrscher in dem Park.
Und immer der Verkehr, das Mordgesindel in dem Blech,
nur einmal hält ein Trolleybus ganz sanft
und sagt, nun geh doch.
Und immer ist die Kirche höher, heller hier als sonst im Land,
bespricht ein schlanker Priester mit dem jungen Paar
die Taufe dieses Kindes, und er neckt es so, als netzte es
das Wasser schon und schüttelte es sich.
Und immer links der Engel, hingeneigt, dynamisch
mit der frohen Botschaft,
und immer rechts die Jungfrau in Gewändern, mehr als züchtig,
die fürchtet sich trotzdem.
Und immer Galerien aller Heiligen Sofias und der Christenheit,
es können nie genug sein, immer Muttergottes links
und rechts der Sohn,
und immer ihrer aller Blicke streng, auch dieser jungen Heiligen
Ekaterina, leuchtend in dem rot und goldenen Gewand
und knabenhaft darunter, ihr Gesicht der schönsten
noch vor allen, glücklich, der sie malen durfte.
Und immer gehe diese Schönen weg, wenn ich sie gerade treffe,
die Reihen heiter Schreitender zur Miss Europa-Wahl,
sie gehen, auch die starken, dunklen Männer, Hunderttausende
in alle Welt hinaus, nach Leipzig und Paris und Kanada,
und bleiben dort und überweisen Geld, wenn sie es haben.
Und immer möchte ich hier mit ihnen tanzen und der Einen,
doch bleibe ich der Gast, der geht daher und schaut
und wünscht hier abermals zu bleiben wie schon dort einmal,
auch hier wird nichts daraus, ich bin zu wenige.
Und immer schreib ich nur Maria und Mirela einen Brief
und Vesselina, Galja und Emilija,
und immer mit dem Wunsch, wir mögen eins dem andern
eine Sprache sein.
Wahrscheinlich, wenn ich’s leise sagen darf, bin ich verliebt
in eine Lady, die vor ihre Ladentüre tritt, sich hinhockt
und dem Straßenhund sein Futter gibt sowie
dem abgerissnen Kerl am Straßenrand noch ein paar Worte,
und sie scherzen hin und her.
Und immer hat die schöne Schwester eine Schwester, die
ist Künstlerin, sie selber singe, lerne Spanisch,
und ihr Englisch klingt sehr flink.
O ja, sie habe viel zuviel zu tun an Wochentagen, o je,
zum Glück sei heute Sonnabend,
und immer spricht sie, wenn ich’s recht verstanden habe,
von dicken Frauen in Solun, die gingen hoch erhobnen Haupts
durch ihre Straßen, doch – nicht wahr? –
schön seien die Bulgarinnen.
Und immer sag ich ja, das ist so, und denk dabei,
mein Gott, es haut mich um.
Und immer hat der Schwester Schwester einen Freund
aus Krefeld, sie seien eben unterwegs im Land,
und immer warnt sie vor Zigeunerinnen, ich bin täglich einmal
Gott gefällig mit paar Münzen, ‘Bog’ wird danken,
sagt die Alte und blickt sehr weit hoch hinauf.
Und immer musst du auf die Linksabbieger achten,
im Traum so wie im Wachen,
und immer warten Männer in den Autos an den Straßenrändern,
sie warten, scheint es, auf das Leben,
und jene, die es besser haben, haben noch ein Haus im Dorf
am Meer, die andern oben in den Bergen,
und alle schicken ihre Kindlein auf die Sprachenschulen,
von denen es genügend gibt.
Und immer ist die Tochter leider auch ein wenig affektiert,
schaut ihre Mutter aufmerksam den fremden Herren an
und lässt sich übersetzen, anmutig wiegt sie ihren Kopf.
Und immer ist das Telefon zur Hand, kann sein, der Prinz
ruft an, bei jenen ernst blickenden jungen Männern
vielleicht das ‘goljam business’ – soll ich
es ihnen wünschen? –, vielleicht die Mutter ihren Sohn.
© 2004, Uwe Kolbe
From: Unpublished
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Sofia. Ein Psalm
für Mirela IvanovaUnd immer liegt ein Hund sehr flach auf einem Gehweg.
Und immer geht da eine Katze auf dem Sims im zweiten Stock.
Und immer stehen Helden, Heilige und Weltenherrscher in dem Park.
Und immer der Verkehr, das Mordgesindel in dem Blech,
nur einmal hält ein Trolleybus ganz sanft
und sagt, nun geh doch.
Und immer ist die Kirche höher, heller hier als sonst im Land,
bespricht ein schlanker Priester mit dem jungen Paar
die Taufe dieses Kindes, und er neckt es so, als netzte es
das Wasser schon und schüttelte es sich.
Und immer links der Engel, hingeneigt, dynamisch
mit der frohen Botschaft,
und immer rechts die Jungfrau in Gewändern, mehr als züchtig,
die fürchtet sich trotzdem.
Und immer Galerien aller Heiligen Sofias und der Christenheit,
es können nie genug sein, immer Muttergottes links
und rechts der Sohn,
und immer ihrer aller Blicke streng, auch dieser jungen Heiligen
Ekaterina, leuchtend in dem rot und goldenen Gewand
und knabenhaft darunter, ihr Gesicht der schönsten
noch vor allen, glücklich, der sie malen durfte.
Und immer gehe diese Schönen weg, wenn ich sie gerade treffe,
die Reihen heiter Schreitender zur Miss Europa-Wahl,
sie gehen, auch die starken, dunklen Männer, Hunderttausende
in alle Welt hinaus, nach Leipzig und Paris und Kanada,
und bleiben dort und überweisen Geld, wenn sie es haben.
Und immer möchte ich hier mit ihnen tanzen und der Einen,
doch bleibe ich der Gast, der geht daher und schaut
und wünscht hier abermals zu bleiben wie schon dort einmal,
auch hier wird nichts daraus, ich bin zu wenige.
Und immer schreib ich nur Maria und Mirela einen Brief
und Vesselina, Galja und Emilija,
und immer mit dem Wunsch, wir mögen eins dem andern
eine Sprache sein.
Wahrscheinlich, wenn ich’s leise sagen darf, bin ich verliebt
in eine Lady, die vor ihre Ladentüre tritt, sich hinhockt
und dem Straßenhund sein Futter gibt sowie
dem abgerissnen Kerl am Straßenrand noch ein paar Worte,
und sie scherzen hin und her.
Und immer hat die schöne Schwester eine Schwester, die
ist Künstlerin, sie selber singe, lerne Spanisch,
und ihr Englisch klingt sehr flink.
O ja, sie habe viel zuviel zu tun an Wochentagen, o je,
zum Glück sei heute Sonnabend,
und immer spricht sie, wenn ich’s recht verstanden habe,
von dicken Frauen in Solun, die gingen hoch erhobnen Haupts
durch ihre Straßen, doch – nicht wahr? –
schön seien die Bulgarinnen.
Und immer sag ich ja, das ist so, und denk dabei,
mein Gott, es haut mich um.
Und immer hat der Schwester Schwester einen Freund
aus Krefeld, sie seien eben unterwegs im Land,
und immer warnt sie vor Zigeunerinnen, ich bin täglich einmal
Gott gefällig mit paar Münzen, ‘Bog’ wird danken,
sagt die Alte und blickt sehr weit hoch hinauf.
Und immer musst du auf die Linksabbieger achten,
im Traum so wie im Wachen,
und immer warten Männer in den Autos an den Straßenrändern,
sie warten, scheint es, auf das Leben,
und jene, die es besser haben, haben noch ein Haus im Dorf
am Meer, die andern oben in den Bergen,
und alle schicken ihre Kindlein auf die Sprachenschulen,
von denen es genügend gibt.
Und immer ist die Tochter leider auch ein wenig affektiert,
schaut ihre Mutter aufmerksam den fremden Herren an
und lässt sich übersetzen, anmutig wiegt sie ihren Kopf.
Und immer ist das Telefon zur Hand, kann sein, der Prinz
ruft an, bei jenen ernst blickenden jungen Männern
vielleicht das ‘goljam business’ – soll ich
es ihnen wünschen? –, vielleicht die Mutter ihren Sohn.
From: Unpublished
Sofia: a Psalm
for Mirela IvanovaAnd always a dog lies very flat on the footpath.
And always a cat pads about on the second-floor sill.
And always heroes, saints and emperors posturing in the park.
And always the traffic, a murderous mob in an avalanche of metal,
and a trolleybus stops quite gently and says, do go on then.
And always the church here is higher and brighter than anywhere else in the land,
and a slim priest discusses with the young couple
the baptism of this child, and he teases it as if the water
is already wetting it and it shivers.
And always to the left, bursting with joyful message,
the angel bowing down,
And always to the right, not entirely unafraid,
the Virgin, robed in virtue.
And always the overflowing clutter of saints, of Sofia and of Christendom,
there can never be enough of them, and the Mother of God to the left
and the Son to the right.
And always they all look so severe, even this young saint
Ekaterina, androgynous and shining in her golden robe,
her face the most beautiful of all of them –
and wasn’t he lucky, the man who painted her?
And always these beautiful ones go away, just when I meet them,
rows of them cheerfully marching off to the Miss Europe contest,
off they go, and so do the strong, dark men, hundreds of thousands of them
out into the big wide world, to Leipzig and Paris and Canada,
sending back cash whenever they can.
And always I want to dance here with these beautiful ones,
and here with the One, but I’m always in transit;
and though I feel that old familiar urge
to put down roots in a foreign place,
nothing will come of it, I am too few.
And always I’m writing letters to Maria and Mirela
And Vesselina, Galja and Emilja,
And always with the dream that somehow we might one to the other
be a language.
Probably, if I may say it quietly, I’m in love with a woman
who walks out from her shop and bends to feed stray dogs
and feeds the ragged bum a few kind words.
And always the pretty sister has a sister
who’s an artist, while the pretty sister sings,
and learns Spanish, and her English is not so bad either.
Oh yes, she has too much to do on weekdays, she sighs;
. . . but luckily today is Saturday.
And always she talks, if I understand it correctly,
about all the fat women in Greece,
they go about with their noses in the air, but – look at me –
don’t you think Bulgarian women are prettier?
And always I say, hmmm, yes, that’s so, and while I’m saying this
I’m thinking, My God, she’s right, it all just bowls me over.
And always the sister of the sister has a boyfriend
from Krefeld, they’re away in the country right now,
And always she warns me about the Gypsy women, but once a day
I do the right thing with a few coins, ‘Bog’ will bless you,
says the old woman, nodding up to a distant slice of sky.
And always here, and not just in wakefulness but even in your dreams,
you have to watch out for the lunatics making left turns
And always men wait in cars by the roadside,
they’re waiting, it seems, for life to begin,
and the rich ones have a holiday home by the sea
or a little place up in the mountains,
and everyone sends their kiddies to the private schools,
and there are plenty of those around.
And always, sadly, the daughter’s a bit of a try-hard
and her mother, scrutinising the stranger,
lets herself be translated,
gracefully nodding as she takes it all in.
And always the telephone is close at hand,
for the sister it might be the prince who calls,
for those young bucks (let’s cross our fingers)
that ‘goljam’ business deal,
and for the mother, perhaps, at last, her son.
© 2003, Luke Davies
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